Ich poste die Info des Vereins mal hier. Eine gute und transparente Info wie ich finde. Auch als Antwort auf die externen Presseberichte.
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Der HC Thurgau schaut vorwärts Kurz vor der wichtigsten Phase der Eishockeysaison 2023-24 schaut der HC Thurgau voraus. Einerseits auf die bevorstehenden Playoffs, andererseits auf die mittelfristige Zukunft des Vereins. Der Verwaltungsrat der Thurgauer Eishockey AG hat dafür ein 4-Säulen-Prinzip erarbeitet, an welches sich der Verein in den nächsten Jahren halten wird. Sportliche Ambitionen spielen darin genauso eine tragende Rolle wie gesunde Finanzen und die Markenattraktivität des Vereins.
Rückblick Regular Season / Vorschau Playoffs 2024 Der HC Thurgau hat die Regular Season auf dem 6. Rang beendet und blickt auf eine gute Qualifikationsphase zurück. Diese war gespickt mit Höhepunkten in Form von Siegen gegen alle Top-Teams der Liga. Positiv herauszustreichen ist ebenfalls, dass der Zuschauerschnitt in der Qualifikation gegenüber dem Vorjahr nochmals um über 10% gesteigert werden konnte. Der HCT hat damit an Attraktivität und Ausstrahlungskraft über den sportlichen Erfolg hinaus gewonnen. In den Playoffs treffen die Thurgauer auf den EHC Olten, welcher als eines von nur zwei Teams in der Swiss League gar Aufstiegsambitionen hegt. Gegen die Solothurner konnte der HCT in dieser Saison zwei von sechs Partien für sich entscheiden, alle Spiele waren indes knapp und umkämpft. Das Duell gegen Olten dürfte demnach viel Brisanz und emotionale Spiele mit sich bringen. Der HCT geht als Aussenseiter in die Serie, die junge Thurgauer Mannschaft vertraut aber auf die eigenen Stärken und wird dem Gegner alles abverlangen.
HCT baut auf ein 4-Säulen-Prinzip Mit dem erfolgreichen Abschluss der Aktienkapitalerhöhung konnte der HC Thurgau vor Wochenfrist einen ersten Meilenstein in der Zukunftsplanung des Vereins kommunizieren. Nebenbei wurde in den letzten Monaten von den Vereinsverantwortlichen eine Strategie erarbeitet, welche die grundlegende Ausrichtung des Clubs abbildet und Leitplanken für die Gestaltung der Zukunft festlegt.
Sportliche Ambitionen In den vergangenen sieben Spielzeiten hat sich der HC Thurgau stets auf den Rängen 4-7 klassiert. Dreimal konnte dabei sogar der Playoff-Halbfinal erreicht werden. Das sichere Erreichen der Playoffs und Festsetzen im Mittelfeld der Swiss League bleibt auch in naher Zukunft das sportliche Ziel des HC Thurgau. Der Sprung unter die Top-Teams kann in einer guten Saison gelingen, darf jedoch nicht als Voraussetzung für eine erfolgreiche Saison gelten. Die Mannschaft wie auch die Vereinsverantwortlichen arbeiten selbstredend tagtäglich mit dem Anspruch, jedes Spiel zu gewinnen und die Erwartungen zu übertreffen.
Sprungbrett für junge Talent Der HC Thurgau hat wie kein anderer Verein in den letzten Jahren bewiesen, dass hervorragende Arbeit in der Ausbildung und Weiterentwicklung von jungen Spielern geleistet wird. Luis Janett, Dominik Binias, Ian Derungs sind nur einige der Namen, welche sich durch ihr Engagement beim HCT für die National League empfehlen konnten. So setzt der HCT auch in Zukunft darauf junge Spieler aus anderen Clubs zu verpflichten oder aus dem eigenen Nachwuchs einzubauen, welche Potential haben, sich weiterzuentwickeln und für höhere Aufgaben aufzudrängen. Im Zuge dessen wird auch die Zusammenarbeit mit den HCT Young Lions und den Stammvereinen im Kanton nochmals intensiviert. Ziel ist, dass vermehrt Spieler aus der eigenen Organisation den Schritt ins Profi-Eishockey schaffen werden.
Gesunde Finanzen Der HCT hat mit der erfolgreichen Aktienkapitalerhöhung einen elementaren Grundstein für die finanzielle Zukunft des Vereins gelegt. Die Devise heisst trotz Kapitalreserve, die Ausgaben und Einnahmen im Gleichgewicht zu halten. Da die Thurgauer Eishockey AG immer noch den Wegfall der Marketinggelder der Liga zu verkraften hat, wird auf der Ausgabenseite auf die nächste Spielzeit hin ein Einschnitt gemacht werden müssen. Dieser betrifft verschiedene Bereiche des Unternehmens. Es wird alles daran gesetzt, die Investitionen in die erste Mannschaft möglichst hoch zu halten. Auf der Einnahmeseite weisen die Erträge aus dem Sponsoring den mit Abstand grössten Posten aus. Eines der Ziele des Vereins ist es, insbesondere den betrieblichen Ertrag aus Ticketing, Catering und Events zu steigern.
Leuchtturm im Thurgauer Sport Seit der Gründung des HC Thurgau kann sich der Verein als grösster und publikumsstärkster Verein im Kanton behaupten. Diese Position und das Interesse der Öffentlichkeit möchte der Verein ausbauen und nutzen, um das Image des ganzen Thurgauer Sports weiter zu verbessern. Der HCT möchte dafür fest auf Werte wie Bodenständigkeit, Miteinander und Leidenschaft setzen.
Als Massnahmen zur Umsetzung und Weiterentwicklung der Marke HC Thurgau wurden bereits diese Saison mit Aktionen wie dem HCT Kids-Day, dem HCT bi de Lüt, diversen Vereinsaktionen oder den Kooperationen mit den WEGA Messen Weinfelden oder Thurbo erste Schritte unternommen. Ziel des Vereins ist, die Marke weiter zu stärken, soziale Verantwortung wahrzunehmen und damit verbunden den Zuschauerschnitt an den Heimspielen anzuheben.
Die Verantwortlichen der Thurgauer Eishockey AG bedanken sich bei allen Sponsoren, Partnern und Fans des Vereins, welche den HCT jahrein, jahraus unterstützen. Die Planung der neuen Saison wird weiter vorangetrieben. Zuerst stehen jetzt aber packende Playoff-Spiele gegen den EHC Olten auf dem Programm. Hopp Thurgau!
Der Bericht sagt sowas von nichts aus. Etwas blauäugig wenn man vermutet mit einem billigeren und vermutlich dadurch qualitativ schlechteren Team weiterhin mehr Zuschauer in die Gütti zu locken
Offener Brief an den HC Thurgau: Ihr seid die Letzten Eurer Art – nutzt dieses Privileg! Beim HC Thurgau wird nach dieser Saison vieles anders. Grund genug, der aktuellen Mannschaft motivierende Worte für den Playoff-Viertelfinal gegen den EHC Olten mit auf den Weg zu geben. Spiel 1 der Best-of-seven-Serie findet schon am Dienstag um 19.45 Uhr in Olten statt.
Matthias Hafen
Liebe Spieler, Trainer und Betreuer des HC Thurgau,
als Markus Åkerblom weit vor dem Playoff-Start gegen den EHC Olten gesagt hat, dass Ihr eine spezielle Truppe seid, traf er voll ins Schwarze. Nicht nur in seinem Sinne, sprich wegen des guten Zusammenhalts untereinander, der guten Charaktere im Team und der hervorragenden Stimmung in der Mannschaftskabine. Mit Euch endet beim HC Thurgau auch eine Ära.
Der Klub hat den Rückwärtsgang eingelegt mit der neuen Strategie, die noch viele Fragen offenlässt, aber aufgrund des Budgetschnitts immer mehr Richtung Ausbildungsklub zielt. Doch das soll Euch nicht von Eurem hohen Ziel abhalten, der Eishockey-Schweiz noch einmal zu beweisen, dass es der Thurgau mit seinen Tugenden K(r)ampf, Wille und Löwenherz unter die besten vier der Swiss League oder gar noch weiter schaffen kann.
Gewisse Dinge müssen jetzt ausgeblendet werden Jetzt ist nicht die Zeit, zu beklagen, dass ein grosser Teil von Euch Ende Saison gehen muss oder freiwillig gehen wird. In den nächsten Wochen darf es keine Rolle spielen, dass sich zwischen Klubführung und Team ein Graben aufgetan hat, die Wertschätzung Euch gegenüber vielleicht nicht mehr so gross ist, wie Ihr das aus früheren Jahren kanntet oder einfach gerne hättet.
Es darf Euch nicht mehr kümmern, dass Vizepräsident Cäsar Müller Euch als einziger Verwaltungsrat ans letzte Qualifikationsspiel nach Basel begleitet hat und es manchmal den Anschein macht, als wären er und der scheidende René Fontana noch die einzigen Verwaltungsräte, die ein echtes Interesse an Euch zeigen.
Die Chance, Euer treues Publikum glücklich zu machen Ihr spielt im Playoff-Viertelfinal gegen Olten primär für Euch selber, für Eure verheissungsvolle Zukunft oder für ein würdiges Ende Eurer einzigartigen Karrieren. Natürlich habt Ihr jetzt auch die grosse Chance, Euer treues Publikum glücklich zu machen, das Euch nicht nur in der heimischen Güttingersreuti in Weinfelden so zahlreich wie lange nicht mehr unterstützt, sondern Euch auch in jedes noch so abgelegen Stadion in der Schweiz hinterher reist.
Im Playoff-Viertelfinal zu stehen, ist ein Privileg. Ein Privileg, das Ihr Euch hart erarbeitet habt. Ein Privileg aber auch, für das unzählige Leute neben dem Eis schuften, Türklinken putzen, Geld sammeln, teils viel Geld einschiessen, ihre Feierabende opfern, Euch auf Social Media populär machen, an der Spitze des Klubs stehen und ihn trotz schwieriger Voraussetzungen versuchen, auf Kurs zu halten. Auch das ist eine Wertschätzung Euch gegenüber.
Schreibt eine Geschichte, die Ihr Euren Kindern erzählen könnt Sportlich müsst Ihr niemanden fürchten. Ihr habt die Grossen der Swiss League in dieser Saison immer wieder geplagt – auch den EHC Olten. Glaubt mir, die Oltner hätten jeden Gegner aus den Rängen fünf bis acht lieber gehabt als Euch. Denn Ihr seid mühsam zu bezwingen. Spielt einfach, was Ihr könnt, was Euch die Trainer vorgeben und minimiert die Fehler. Das hat schon vor einem Jahr bestens geklappt.
Jede Playoff-Serie ist eine Möglichkeit, grossartige Geschichten zu schreiben. Geschichten, die Ihr Euren Kindern und vielleicht sogar noch Euren Enkeln erzählen könnt, weil sie so unglaublich sind. Nach diesem Playoff geht der HC Thurgau neue Wege. Mit weniger Budget und weniger hohen Zielen. Ihr seid die Letzten, die mit dem Leu auf der Brust grössere Ambitionen hegen dürfen. Ihr seid die Letzten Eurer Art. Nutzt diese Chance und macht den Thurgau stolz!
Was für ein treffender und toller offener Brief von M. Hafen in der TG-Zeitung!
Ich bin schon schockiert wenn ich lese, dass nur Cesi Müller und René Fontana mit Herzblut und Leidenschaft ihren HCT auch an den (Auswärts-)Spielen und (wie man von den Spielern hört) auch in der Kabine unterstützen und motivieren.
Wo bleibt das Herzblut der anderen VR's, insbesondere des Präsidenten?!
Diese Frage muss erlaubt sein und gestellt werden!
Danke Matthias Hafen für die klaren Worte!!
Da soll und muss sich nun jeder seine Gedanken darüber machen und sich fragen, ob er mit der richtigen Einstellung am Werke ist bzw. am richtigen Ort ist.
Ich kann das nicht beurteilen; weiss aber, dass wir Fans es sind!!
Daher auch mal wieder ein dickes Lob an "die BESTEN Fans der Liga"!!!
Ich finde die Berichterstattung von Hafen seit der Nichtverlängerung des Trainers eher deplaziert. Schade, muss man vor den Playoffs solch negative Stimmung verbreiten. Vielleicht stimmen Teile, ich weiss es nicht. Aber es ist mir doch ein wenig viel Schwarzmalerei.
Auch wenn ich nicht mehr so nahe am Club bin wie auch schon, aber Roger Jacober war übrigens im Car nach Basel und hat sogar dem ganzen Car das Bier offeriert. Somit ist zumindest diese Aussage im heutigen Bericht von Hafen falsch. Schade (und unnnötig).
Ich wünsche allen tolle und erfolgreiche Playoffs. An alle mit Nervenflattern (inkl Hafen): Saufft einen Appenzeller gegen die Nerven und lasst den Resten Hockey geniessen.
Finde auch, dass nachweislich falsche Aussagen und/oder persönlicher Groll in einer solchen Vorschau keinen Platz haben sollten. Die Verwaltungsräte sind jeder auf seine Weise sehr engagiert, auch wenn es nicht jedem ans Auswärtsspiel reicht. Ob wir in der nächsten Saison sportlich derart darben werden, ob dies die letzte Saison im Mittelfeld war, sei dahingestellt. Ich habe mir teils Zitate mal gespeichert. 😉 Abgesehen davon finde ich die Berichte und Hintergrundstories von M. Hafen immer sehr gut und interessant.
HC Thurgau: Mit weniger Ambitionen mehr Publikum anlocken – das ist blauäugig Im diesjährigen Playoff gegen den EHC Olten begeisterte der HC Thurgau sein Publikum, weil er nahe dran war an einem der Aufstiegsanwärter der Swiss League. Es ist diese Aussicht auf Erfolg, die dem Klub Sponsoren, Aktionäre und Zuschauer bringt.
Das Feuer, das die Mannschaft auf dem Eis hat, fehlt dem HC Thurgau in anderen Bereichen des Klubs.
Was war das für eine Derniere! Minutenlang klatschte ein Grossteil der über 2500 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Weinfelder Güttingersreuti dem HC Thurgau Beifall. Stehend vor ihren Plätzen. Begeistert vom Auftritt der Mannschaft. Dabei hatte der HCT soeben Spiel sechs im Playoff-Viertelfinal gegen Olten 0:3 verloren und damit sein Saisonende besiegelt.
Doch mit Kampf, Moral und Arbeitswille, einem intakten Mannschaftsgeist sowie der grandiosen Unterstützung ihrer Fans hatten die Thurgauer den Aufstiegsanwärter Olten bis aufs Letzte gefordert. Und das in der gesamten Best-of-seven-Serie. Das Feuer, das die Equipe des scheidenden Trainerduos Åkerblom/Winkler gezeigt hat, können sich die Entscheidungsträger im HCT zum Vorbild nehmen.
Dieses Jahr hätte gar der Playoff-Final gewinkt Der letzte Eindruck war stark. Doch die Saison 2023/24 ist auch eine Saison des Bedauerns. Mit einem breiteren Kader hätte Thurgau dieses Olten nicht nur ins Wanken gebracht, sondern womöglich umgestossen. Im Halbfinal hätten die viertplatzierten GCK Lions gewartet. Nie war die Gelegenheit für die erstmalige Finalteilnahme günstiger.
Allerdings entschied sich der HCT vor dem Playoff gegen einen dritten Ausländer, gegen eine Absicherung im Falle des verletzungsanfälligen Schweden Bengtsson. Und Thurgau hatte aufgrund der dünnen Personaldecke auch keine spielerischen Mittel mehr, um den plötzlichen Ausfall von Devin Stehli zu kompensieren.
Eine spielerische Verstärkung hat auch Symbolkraft Der Wunsch der eigenen Spieler, ein wenig mehr in die Breite und Qualität des Kaders zu investieren, ist nicht neu. Aber dieses Bekenntnis der Klubführung – und wenn es nur fürs Playoff ist – fehlt der Mannschaft. Ein kompetitiver dritter Ausländer oder ein starker, zusätzlicher Schweizer hat alleine aufgrund der Symbolik eine grosse Bedeutung.
Gewiss, ein zusätzlicher Spieler von Format ist oft mit Mehrkosten verbunden. Ein diffiziles Thema für einen Klub, der finanziell auf dünnem Eis steht. Aber wurden beim HCT diesbezüglich alle Möglichkeiten ausgeschöpft? Hatte man den potenziellen Geldgebern vorausschauend erklärt, was mit ihrer Unterstützung möglich gewesen wäre? Dazu gibt es verschiedene Meinungen.
Der HC Thurgau ist so populär wie lange nicht mehr – und setzt das aufs Spiel Auch an der zukünftigen Strategie des Klubs scheiden sich die Geister. Wie passt der sportliche und finanzielle Rückwärtsgang zum Rekord-Publikumszuspruch? Wie zur Meldung, dass die Publikumsaktie ein Erfolg gewesen ist? Da hat der HCT in den letzten Jahren so viel Goodwill zurückerobert mit einer Mannschaft, die stets Feuer hatte und immer besser mithalten konnte in der Liga. Und jetzt wird mit dieser Zurückhaltungsmentalität der ganze Fortschritt aufs Spiel gesetzt. Es ist blauäugig zu glauben, mit weniger Ambitionen hole man mehr Leute zum HC Thurgau.
Selbst wenn sich der Klub zufrieden gibt mit der ewigen Aussenseiterrolle im Playoff, so steht er am Scheideweg. Denn um in der Swiss League zu überleben, braucht der HC Thurgau sportlichen Erfolg. Ohne Aussicht auf Erfolg kann keine Begeisterung mehr entfacht werden – weder beim Publikum noch bei den Sponsoren.
Ich kann dem Artikel von Matthias Hafen in der TZ in weiten Teilen zustimmen. Die Kommunikation von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung war mir in den letzten Wochen zu dürftig. Zuerst puscht man die Zeichnung der Publikumsaktien und kaum ist diese Aktion erfolgreich abgeschlossen tritt man mit "HCT baut auf 4-Säulen-Prinzip" an die Öffentlichkeit, welches ich als ein klares Zurückbuchstabieren empfunden habe. Im Sport muss man Ambitionen haben - natürlich darf man dabei auch die Finanzen nicht ausser Acht lassen. Mir fehlt die Vision, welche die Verantwortlichen für den HCT haben. In dieser Saison lagen zwischen Rang 5 und Rang 9 lediglich 5 Punkte Differenz. Mit einem grossen Sparprogramm im Kader und zwei Linien mit "Nachwuchs-Spielern" und B-Lizenz-Spieler könnte man sich rasch unter dem Strich wiederfinden. Die Verantwortlichen werden sich gut überlegen müssen, wo man den Rotstift ansetzt. Ein guter Ruf ist rascher ruiniert, als er aufgebaut ist.
«Ich kann das nicht mehr verantworten»: HC-Thurgau-Vizepräsident Cäsar Müller tritt zurück Nach René Fontana verlässt auch Vizepräsident Cäsar Müller den Verwaltungsrat des HC Thurgau definitiv. Dies, weil er mit der Philosophie von Präsident Thomas Müller nicht einverstanden ist.
Völlig unterschiedlicher Ansicht: Präsident Thomas Müller (links) und Vizepräsident Cäsar Müller.
Am Montagvormittag verkündete der HC Thurgau den Rückzug von Cäsar Müller aus dem Verwaltungsrat per Ende des laufenden Geschäftsjahres. Dass der abtretende Vizepräsident gut vier Jahre nach seiner Wahl zwar auf der Website, aber auf keinem der Social-Media-Kanäle des Swiss-League-Klubs gewürdigt wurde, ist freilich kein Zufall. Auch nicht, dass in der Mitteilung des Klubs kein Wort über Cäsar Müllers Gründe verloren wurde.
Dabei ist offensichtlich: Der HC Thurgau ist in seinem Führungsgremium seit Dezember 2022 keinen Schritt weitergekommen. Damals kam es zum grossen Knall im Verwaltungsrat, bei dem Vizepräsident Cäsar Müller und René Fontana aufgrund unüberwindbarer Differenzen mit Präsident Thomas Müller schon einmal austreten wollten. Sie liessen sich aber zum Weitermachen überreden, um einen grösseren Schaden beim HCT zu verhindern.
Cäsar Müller findet, der VR müsse operativ tätig sein Nun steht der HC Thurgau wieder am gleichen Punkt. Im Januar gab Fontana seinen endgültigen Rücktritt, nun auch Vizepräsident Müller. Und diesmal ist das Geschirr zerschlagen. Auf Nachfrage sagt Cäsar Müller: «Gewisse Entscheide, die beim HC Thurgau in den vergangenen Wochen und Monaten gefällt worden sind, kann ich nicht verantworten.» Vor allem gehen die Ansichten von Präsident und Vizepräsident, wie der HCT geführt werden soll, total auseinander. «In einem so familiären Klub wie dem HC Thurgau steht und fällt alles mit den Gesichtern an der Spitze. Da kann es sich der Verwaltungsrat nicht erlauben, nur noch strategisch tätig zu sein und das operative Geschäft komplett anderen zu überlassen», sagt Cäsar Müller.
Er respektiere aber die Philosophie von Präsident Thomas Müller, sehe so für sich jedoch keine Zukunft mehr im Führungsgremium des HC Thurgau. Damit ist klar, dass Vizepräsident Cäsar Müller den Kurs von Präsident Thomas Müller nicht mehr mittragen will. Welche Auswirkungen der neuerliche Knatsch auf das Platin-Sponsoring von Cäsar Müller haben wird, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Aber an Cäsar Müllers Engagement hängen auch weitere Sponsorings.
Trotz Coronakrise florierte das Sponsoring Gemäss der Absicht beider Seiten soll Cäsar Müller, der 2019 zusammen mit dem nun ebenfalls ausscheidenden René Fontana in den Verwaltungsrat gewählt wurde, dem HC Thurgau als Sponsor treu bleiben. Zudem wird er sein Netzwerk weiterhin zur Verfügung stellen und den HC Thurgau im Bereich Sponsoring unterstützen, wie es in der Mitteilung des Klubs heisst.
Cäsar Müller zeigte sich diesbezüglich in seiner fast viereinhalbjährigen Amtszeit als treibende Kraft im HCT. Nachdem er die Akquisition und Pflege der Sponsoren zusammen mit Paul Kaiser unter seine Fittiche genommen hatte, gelang es dem HC Thurgau, das Sponsoring trotz Coronakrise auszubauen und die weggefallenen TV-Gelder weitestgehend zu kompensieren.
Kommentar zum Knall im VR von Matthias Hafen:
HC Thurgau: Nach dem Rücktritt von Cäsar Müller sind die Aktionäre gefragt Mit dem Rücktritt von Vizepräsident Cäsar Müller und René Fontana aus dem Verwaltungsrat sitzen bald nur noch Gleichgesinnte im Führungsgremium des HC Thurgau. Das ist eine gefährliche Konstellation.
Das Gruppenfoto war eine Farce, als sich im Dezember 2022 die Verwaltungsräte des HC Thurgau nach dem ersten grossen Knatsch nochmals als Einheit präsentierten. Nur René Fontana verzichtete damals auf den Auftritt, weil er wohl ahnte, dass die Risse im HCT-Führungsgremium nicht mehr gekittet werden können.
Mit dem definitiven Rücktritt von Fontana und Vizepräsident Cäsar Müller ein gutes Jahr später endet eine Geschichte voller Missverständnisse und eine viereinhalbjährige Phase, in der die eine Seite das Wesen der anderen nicht verstand oder nicht verstehen wollte.
Macher, die der HC Thurgau brauchen kann Cäsar Müller und René Fontana waren nie bequeme Verwaltungsräte, eckten mit ihrer konfrontativen Art von Beginn weg an. Sie waren aber Macher, wie sie der HC Thurgau brauchen kann und hatten einen guten Draht zur Mannschaft. Und vor allem gaben sie mit ihrer volksnahen Art dem HCT ein Gesicht.
Die Mannschaft des HC Thurgau fühlte sich von den Verwaltungsräten Cäsar Müller und René Fontana verstanden.
Jetzt scheiden Cäsar Müller und Fontana zeitgleich aus dem Verwaltungsrat. Damit befinden sich im Führungsgremium des HC Thurgau nur noch Gleichgesinnte. Wobei sich Cäsar Müller weiterhin um die Sponsoren kümmern wird und damit quasi in die Rolle eines Oppositionspolitikers schlüpfen könnte. Diese Konstellation birgt ein grosses Konfliktpotenzial.
Irgendwann kommt der HC Thurgau nicht mehr voran Doch es lauert eine noch grössere Gefahr. Denn wenn sich ein so wichtiges Gremium wie der Verwaltungsrat aufgrund zu vieler gleicher Charaktere nicht mehr genügend hinterfragt, kommt der HC Thurgau irgendwann nicht mehr voran.
Deshalb sind die Aktionärinnen und Aktionäre mehr gefragt denn je. Sie müssen den Verwaltungsrat des HCT kritisch nach seinen Resultaten beurteilen. Und die sogenannten Ankeraktionäre können mit ihrem Mehrheitsanteil allenfalls nötige Korrekturen anbringen.
HC Thurgau verliert Tauziehen um Nico Lehmann – dafür kommt Kevin Lindemann
Thurgaus Playoff-Topskorer Nico Lehmann wechselt zum Ligakonkurrenten Winterthur, an seiner Stelle verpflichtet der HCT Kevin Lindemann vom EHC Kloten. Fragen wirft derweil die Vertragsdauer des neuen Headcoachs Anders Olsson auf.
Nico Lehmann (rechts) verlässt den HC Thurgau nach drei Saisons und schliesst sich dem aufstrebenden EHC Winterthur an.
Mit der Bekanntgabe von Anders Olsson als zukünftigen Headcoach am Dienstagmorgen nimmt die Transferaktivität beim HC Thurgau Fahrt auf. Schon am Mittwoch gab der Swiss-League-Klub aus Weinfelden Kevin Lindemann als neuen Stürmer bekannt. Er kommt von Klotens National-League-Team und ist nach dem jungen Goalie Mathieu Croce (Hermes/FIN) und Oltens Verteidiger Cédric Hächler der dritte neue Spieler, der für die Saison 2024/25 einen Vertrag beim HCT unterschrieb.
Dem 21-jährigen Sohn des früheren NLA-Stürmers Sven Lindemann (Kloten, Zug, Langnau, Rapperswil-Jona) wird sogleich eine grosse Aufgabe zuteil bei Thurgau. Er ersetzt im Kader Playoff-Topskorer Nico Lehmann, der sich für einen Wechsel zum EHC Winterthur entschied. Damit verlor der HCT das Tauziehen um den talentierten Center, der beim aufstrebenden Ligakonkurrenten aus der Eulachstadt eine Schlüsselposition einnehmen soll.
Winterthur für Thurgau eine neue Konkurrenz
Es dürfte dies der erste bekannte Fall eines Schweizer Eishockeyspielers sein, der sich für Winterthur entschied, obwohl ihn auch der HC Thurgau haben wollte. Die Ostschweizer müssen sich also auch auf dem Transfermarkt immer wärmer anziehen. Brändli kann über Lehmanns Entscheid nur mutmassen, sagt aber, dass der 23-jährige Stürmer nach drei Jahren beim HCT signalisiert habe, dass er eine Luftveränderung anstrebe. «Bei uns ist die Konkurrenz auf der Centerposition auch grösser als bei Winterthur», so Brändli.
Klotens junger Center Kevin Lindemann soll beim HC Thurgau Nico Lehmann ersetzen.
Den Realersatz Kevin Lindemann schätzt Thurgaus Sportchef gleichwertig ein – offensiv vielleicht etwas weniger produktiv, dafür defensiv stärker. Einen Spieler eins zu eins zu ersetzen, sei ohnehin schwierig, sagt Brändli. «Kevin ist ein Kämpfer und sehr mannschaftsdienlich. Ich bin überzeugt, dass er zu uns passt.»
Bei Lindemanns Transfer hatte auch schon der neue Trainer Anders Olsson mitberaten. Der 48-jährige Schwede beerbt beim HCT Landsmann Markus Åkerblom, der nach zwei Jahren nicht mehr erwünscht war. Olsson coachte diese Saison den Swiss-League-Aufsteiger Martigny, der sich freiwillig wieder in die MyHockey League zurückzieht. Mit den Wallisern verpasste er das Playoff nur ganz knapp wegen einer unerwarteten 2:3-Heimniederlage gegen die Bellinzona Rockets am letzten Spieltag der Qualifikation.
Für Thurgau war Olsson, der in diesen Tagen noch als Bieler Interims-Assistenzcoach im National-League-Playoff engagiert ist, der Wunschkandidat, wie Sportchef Brändli sagt. «Olsson hat eine riesige Erfahrung auf allen Stufen im Schweizer Eishockey. Er kann Spieler ausbilden und sie weiterbringen.» Bei Martigny habe er aus praktisch nichts sehr viel gemacht, sagt Brändli. Beim HCT erhofft er sich von Olsson Ähnliches, zumal das künftige Kader der Ostschweizer trotz Sparmassnahmen besser besetzt sein dürfte.
Zweijahresvertrag für Olsson: HC Thurgau will Planungssicherheit Dass ein neuer Trainer bei seinem ersten Engagement mit dem HC Thurgau gleich einen Zweijahresvertrag erhält, ist unüblich. Sportchef Brändli sagt: «Ich bin der Meinung, dass man Trainern und Spielern Vertrauen geben muss. Mit dieser Vertragsdauer signalisieren wir Anders Olsson, dass wir vollstes Vertrauen in ihn haben.»
Nicht zuletzt gebe ein längerer Vertrag auch Planungssicherheit – sowohl dem Trainer wie auch dem Klub, der sich in einer Transformation befindet und spätestens in einem Jahr die Vertragssituation wichtiger Spieler klären muss. Es dürfte allerdings auch eine Bedingung von Olsson gewesen sein, damit er überhaupt zum HCT wechselt.
Bin soweit Deiner Meinung Remo. Jedoch ist das nichts Neues und leider schon eine Weile der Fall. Bis zu einem gewissen Teil macht es jedoch sogar Sinn, wenn im Nachwuchsbereich der Abstieg nicht existiert. So ist die Chance grösser, das die Clubs auch wirklich an der langfristigen Förderung der Spieler intressiert sind und nicht nur das kurzfristige Ziel vor Augen haben. Jedoch müsste das finanzielle besser geregelt und verteilt sein das mindestens hier etwas zählbares herausschaut.Oder es sollte die Möglichkeit bestehen, beim erreichen von bestimmten Zielen ( wie NLB-Team, Playoffsieger bei den Junioren, vorhandene Spitzenteams bei den jüngeren Junioren, etc) doch aufsteigen zu können. Ohne Ligaquali etc. etc.
Ein weiterer Punkt, welcher in meinen Augen ein Witz ist. Bei den Junioren können in den Playoffs Spieler eingesetzt werden, obwohl diese in der ganzen Saison kein einziges Spiel dort bestritten haben. Winti ist unter anderem deshalb bei den U20 Top bis in den Final vorgestossen. Fribourg U20 Bronzemedaille gewonnen mit Nicolet, Etter und Rod.
Schlussendlich für kleine Vereine wie den HC Thurgau sehr frustrierend und demotivierend. Und es zeigt einmal mehr die Willkür der Liga und des Verbandes.
Abstieg heisst Tod Die höchste Schweizer Eishockeyliga, die derzeit ihren Meister ermittelt, ist attraktiver denn je. Doch die Prosperität der National League überdeckt die weitreichenden Probleme der Branche. Von Nicola Berger
Bauchlandung: Trotz der Attraktivität des Play-off-Finals (hier Lausannes Théo Rochette) liegt vieles im Argen.
In den kommenden Tagen wird ein neuer Schweizer Meister gekürt: Zürich und Lausanne duellieren sich in einem hochstehenden Play-off-Final, der Publikumszuspruch ist so gross, dass die Schwarzmarktpreise für die Eintrittstickets in die Höhe geschossen sind. Es sind Begleiterscheinungen einer Liga, die boomt. Und allein in der Qualifikationsphase wurden zu stattlichen Preisen 2,6 Millionen Eintritte verkauft. Ausgeglichenheit, in der National League (NL) jahrzehntelang eine einigermassen dreiste Propagandalüge, ist gewährleistet: Der ZSC oder Lausanne werden der dritte Champion der letzten drei Jahre sein. Der Vorjahressieger Genf/Servette schaffte es nicht einmal ins Play-off.
Doch hinter der glitzernden Fassade liegt so vieles im Argen, dass es seit längerem brodelt. Die National League umfasst seit 2021 14 Teams, so viele wie nie zuvor, sie wurde während der Pandemie aufgestockt. Das hatte eine Erhöhung der Anzahl an spielberechtigten Ausländern zur Folge, von vier auf sechs, weil es unter den knapp 29 500 Lizenzierten nicht genügend Spieler gibt, um 14 Equipen à 25 Akteure auf dem höchsten Niveau zu bestücken.
Schweizer Qualität ist so rar, dass die Saläre explodiert sind. Nationalspieler können um die 800 000 Franken verlangen, es sind horrende Summen, die sich nur in den seltensten Fällen refinanzieren lassen: Bei drei Vierteln der NL-Klubs muss ein strukturelles Defizit durch Mäzenatentum gedeckt werden. Selbst ein Meistertitel ist finanziell wenig interessant. Und es ist im Hockey kaum möglich, Transfererlöse zu erwirtschaften. Einzig ein Abgang in die NHL wird mit 250 000 Dollar entschädigt.
Der Play-off-Finalist Lausanne verlor in den Pandemiejahren mehr als zwölf Millionen Franken. Pro Saison. Ein ranghoher Funktionär formuliert es absichtlich überspitzt so: «Die Spielerlöhne sind das grösste Problem. Wer einigermassen rückwärts fahren kann, verdient 200 000 Franken. Es ist absurd.»
Eine andere Konsequenz der NL-Erweiterung ist die Aushöhlung der Swiss League (SL). Die zweite Liga umfasst nur noch zehn Teams, zuletzt zogen sich Martigny und Langenthal mangels Perspektiven ins Amateurhockey zurück. Die Situation ist so prekär, dass in der Stimme von Sébastien Pico ein Mix aus Konsternation und Entschlossenheit liegt. Der Geschäftsführer des EHC Visp sagt: «Die Grösse der Ligen muss auf je zwölf Teams angepasst werden. Und es braucht eine Durchlässigkeit, die diesen Namen auch verdient. Die Probleme sind allen bekannt. Aber sie sind den Vertretern der National League schlicht egal.»
Das System ist eine Mogelpackung Das Aufstiegsmodell im Schweizer Eishockey ist seit Jahrzehnten umstritten. Das Nadelöhr ist winzig und besteht aus einer «Liga-Qualifikation», die mit vier Ausländern gespielt wird. Auf dem Papier ist das ein Kompromiss zwischen der Anzahl an spielberechtigten Ausländern der beiden Ligen: Sechs sind es in der NL, zwei in der SL.
Aber bei Lichte besehen ist es eine Mogelpackung, weil die SL-Teams so gezwungen werden, beim Transferschluss von Mitte Februar zwei ausländische Spieler zu verpflichten, die sie dann knapp zwei Monate lang praktisch nie einsetzen können. Kaum jemand in der SL hat dafür die Mittel, das höchste Budget liegt bei knapp sechs Millionen Franken. Und politische Opposition ist sinnlos – die NL hat bei Abstimmungen in Abstiegsfragen 14 Stimmen à 3 Punkten. Die SL deren 10 à 2.
Was nicht nur Pico aufstösst, ist der Umstand, dass selbst Reformbefürworter ihren Standpunkt um 180 Grad veränderten, sobald sie die oberste Liga erreichten. So war das bei allen Aufsteigern der letzten Jahre: bei den SCL Tigers, bei Rapperswil-Jona, bei Kloten, beim HC Ajoie und beim EHC Biel.
Letztgenannter schaffte es 2008, hatte sich jedoch 2007 eingehend bei der Wettbewerbskommission (Weko) über die Zustände beschwert und war bis vor ein Schiedsgericht gezogen. Heute sagt der Manager Daniel Villard: «Ja, die Verhältnisse sind nicht optimal. Aber uns hat damals auch keiner geholfen, wir hatten bis zu 13 Ausländer unter Vertrag, um den Aufstieg zu schaffen. Die Swiss League muss erst einmal ihren eigenen Laden in den Griff bekommen, da sind viele Fehler geschehen.»
Villard spielt nicht zuletzt darauf an, dass sich die SL 2020 von der NL abspaltete, es war ein fataler Fehlentscheid. Die SL-Klubs erhielten 2023/24 30 000 Franken TV-Geld. Und aus der Zentralvermarktung bloss 5000 Franken vom Sportwettenmonopolisten Sporttip. Es ist ein lächerlicher Betrag, von ihm lässt sich nicht einmal das Materialgeld für einen Spieler decken. Die Namensrechte an der Liga blieben ebenso unverkauft wie das Topskorer-Paket. Die Konsequenz sind Fälle wie der EHC Winterthur, der mit einem Etat von weniger als 3 Millionen Franken gerade einen Verlust von 750 000 Franken auswies.
Seit einiger Zeit ist es Swiss Ice Hockey (SIHF), die Dachorganisation des Schweizer Eishockeys, die für die Zentralvermarktung zuständig ist. Verbessert hat sich die Situation nicht; der Verband hat auch andere Sorgen. Noch immer hat er keinen Nachfolger für die 2021 ausgestiegene Zurich-Versicherung gefunden, die mehr als 2 Millionen Franken einschoss, um sich Hauptpartner nennen zu dürfen. Der SIHF-Präsident Stefan Schärer sagt, er hoffe, bis zum Jahresende einen neuen Sponsor präsentieren zu können.
Der ehemalige Spitzenhandballer Schärer, 59, steht Swiss Ice Hockey seit September vor und lässt seither Umtriebigkeit erkennen. Er hat Arbeitsgruppen eingesetzt, die bis zur Generalversammlung vom 9. September Verbesserungen erarbeiten sollen, es geht um Liga-Modelle und den Athletenweg.
Denn auch in der Ausbildung sind die Dinge ins Stocken geraten, es sind etwa keine Talente in Sicht, welche in die Fussstapfen der NHL-Stars Roman Josi und Nico Hischier treten könnten. Das Kontingent an Schweizer NHL-Profis ist auf zehn Spieler geschrumpft, und Besserung ist nicht in Sicht. Seit Hischier 2017 im Draft an erster Stelle gezogen wurde, hat die Schweiz nur noch einen Erstrundendraft produziert: den Verteidiger Lian Bichsel vor zwei Jahren.
Die Herausforderungen sind vielschichtig. Schärer sagt, das Ziel sei es, eine gemeinsame Vision zu entwickeln, die für alle Beteiligten greife. Was angesichts der diversen Eigeninteressen der verschiedenen Klubs und Ligen bisher nie funktioniert hat.
Es ist paradox: Die Einsicht, dass das aktuelle Modell nicht funktioniert, ist vorhanden, und doch geschieht nichts. Gaudenz Domenig, der erfahrene Präsident des Rekordmeisters HC Davos, sagt: «Die National League ist zu gross. Und wir haben nicht genug Spieler, um daneben auch noch die Swiss League und die drittklassige MyHockey-League zu bestücken. Es war ein riesiger Fehler, die NL auf 14 Teams zu erhöhen.» Und er stellt in Aussicht, dass der HCD einer Lösung zustimmen würde, bei der absteigt, wer zwei oder drei Jahre in Folge Tabellenletzter geworden ist. «Vielleicht müsste man einfach wieder mal abstimmen und schauen, was geschieht», sagt Domenig.
Explosive Monate stehen bevor Nur: Schon für diesen moderaten Kompromiss wird sich kaum eine Mehrheit finden lassen. Marc Lüthi ist der starke Mann im SC Bern, als politisches Schwergewicht ist sein Wort in der Branche von Bedeutung. Er sagt: «In einer perfekten Welt hätten wir 10 NL- und 10 SL-Teams und es gäbe einen direkten Absteiger. Aber das ist Utopie. Eine Reduktion der NL wäre momentan unverantwortlich. Denn heute ist ein Abstieg dein Todesurteil. Du kannst in der aktuellen SL nicht überleben. Bei uns würde eine Relegation 120 Arbeitsplätze kosten.»
So ist das manchmal im Sport, er lebt von Dramen. Wer gut arbeitet, kann Meister werden, und wer versagt, muss damit rechnen, dass er absteigt. Eigentlich sind das im Mannschaftssport fast universell gültige, nicht verhandelbare Grundsätze. Es lässt tief blicken, dass so viele Funktionäre die eigene Jobsicherheit höher gewichten.
Im Sommer 2022 hat sich ein SL-Klub neuerlich an die Weko gewandt, die in einem ersten Austausch erwiderte, dass das derzeitige Modell durchaus «kartellrechtliche Berührungspunkte» haben könnte. Der Verein wurde mit diplomatischem Geschick darum gebeten, die Angelegenheit vorerst ruhen zu lassen. Inzwischen aber ist das Frustrationslevel so hoch, dass die dortigen Macher sich vorbehalten, einen erneuten Vorstoss zu wagen. Das Schweizer Eishockey steht vor explosiven Monaten.
Auch dank dem EHC Olten: HC Thurgau schliesst die Saison 2023/24 mit einem unverhofften Gewinn ab
Der HC Thurgau schliesst das turbulente Geschäftsjahr 2023/24 besser als erwartet und deutlich besser als in der Vorperiode ab, als die Verwaltungsräte dem Klub ausserordentlich unter die Arme greifen mussten. Obwohl der Swiss-League-Klub finanziell stabil in die neue Saison steigen kann, hebt er den Mahnfinger.
Eigentlich hatte der HC Thurgau für die vergangene Saison einen Verlust von knapp 40'000 Franken budgetiert. Am Ende aber steht ein Gewinn von rund 17'000 Franken zu Buche. Dies gab der Eishockeyklub am Montag bekannt. Für Geschäftsführer Christian Bannwart sind drei Hauptfaktoren verantwortlich für das unverhoffte Ergebnis. «Wir haben das hohe Niveau unseres Sponsorings nochmals getoppt. Zudem haben wir mehr Events durchgeführt, wie etwa den Lottoabend.» Grossen Einfluss auf die Kasse des HCT hatte aber auch der Playoff-Viertelfinal gegen den EHC Olten – auch wenn der am Ende mit 2:4 verloren ging.
«Als feststand, dass Olten unser Playoff-Gegner werden wird, zeichnete sich ab, dass wir das Geschäftsjahr positiver als erwartet abschliessen werden», sagt Bannwart. «Olten ist eine Mannschaft, die regelmässig viele Fans nach Weinfelden mitbringt.» Dass sich der HCT in der Best-of-7-Serie dann ein drittes Heimspiel erkämpfte, machte Thurgaus positiven Geschäftsabschluss komplett.
Die Herausforderungen werden nicht weniger
Auch auf der Ausgabenseite habe man viel unternommen, um die Finanzen im Lot zu halten, sagt Christian Bannwart. «Dass wir im Gegensatz zum Vorjahr diesmal fürs Playoff auf einen dritten Ausländer verzichtet haben, ist nur ein Beispiel. Es hatte aber grossen Einfluss auf das finanzielle Ergebnis.» Vom eingeschlagenen Sparkurs habe man schon einiges umgesetzt, das sich noch in der Rechnung 2023/24 niederschlug, so Bannwart. «Wir alle haben viel und gut gearbeitet.»
Doch mit jeder Optimierung wird das Sparpotenzial kleiner. Deshalb sagt Thurgaus Geschäftsführer bei aller Freude über den erwirtschafteten Gewinn: «Es gibt keinen Grund für Luftsprünge.» Denn die Swiss-League-Klubs werden in der kommenden Saison nicht mehr auf die 100000 Franken zählen können, die der Schweizer Eishockeyverband SIHF und die Nationalliga jedem Swiss-League-Klub als Einmalzahlung geleistet haben. «Alleine dieses Loch zu füllen, ist eine grosse Herausforderungen für die kommende Saison», sagt Bannwart.
Beim HC Thurgau kommt erschwerend dazu: Das Zerwürfnis innerhalb des Verwaltungsrats, das den Austritt von Vizepräsident Cäsar Müller und René Fontana zur Folge hatte, wird nun wohl doch einen grösseren Abfluss an Sponsoringgeldern zur Folge haben, als ursprünglich erklärt worden war. CEO Bannwart sagt: «Das positive Geschäftsergebnis der vergangenen Saison darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir keinen Zentimeter Eis verschenken dürfen.» Zumal die strukturellen Probleme der Swiss League auch mit dem Aufstieg des EHC Chur alles andere als gelöst sind.
Publikumsaktie vertreibt Sorgen bezüglich Lizenz Immerhin: Der HC Thurgau konnte zuletzt auf einen grossen Rückhalt aus der Bevölkerung zählen. Einerseits zeigte sich dies – wenn auch auf bescheidenem Niveau – in der Zunahme der Zuschauerzahlen (+10%). Andererseits war die Lancierung der Publikumsaktie ein voller Erfolg. Dank der Kapitalerhöhung schoss die Eigenkapitalquote des Klubs durch die Decke, erhöhte sich von kritischen 5 Prozent aus dem Vorjahr auf stolze 49 Prozent. Das dürfte dem HCT die Spiellizenz ohne Auflagen bescheren. Gefordert sind dafür jeweils 30 Prozent.
Auf längere Sicht ist es das oberste Ziel von Geschäftsführer Christian Bannwart und dem HC Thurgau, sich unabhängiger vom Sponsoring zu machen. Heute lebt der Klub fast ausschliesslich vom Geld, das hauptsächlich «Sponsoring-Fuchs» Paul Kaiser seit Jahren generiert. Nur rund 30 Prozent vom Budget macht der eigentliche Betrieb aus. «Dieser muss in Zukunft eindeutig mehr abwerfen», sagt HCT-Geschäftsführer Bannwart.