Quelle TG Zeitung:
Patrick Brändli hat alle Hände voll zu tun, um das Kader 2025/26 des HC Thurgau zu formen – und einen Plan.
Matthias Hafen
Es ist ruhig an der Transferfront des HC Thurgau. Verdächtig ruhig, was das Kader für die nächste Saison anbelangt. Doch Sportchef Patrick Brändli geht nach Plan vor. Ein Plan, der auf einer Maxime gründet: «Das Team, das wir in dieser Saison haben, haben wir nur, weil wir Geduld bewiesen», sagt Brändli. Und Ausdauer wird auch diesmal gefragt sein. Der erst 29-jährige Funktionär und frühere Stürmer der Thurgauer will bereit sein, wenn sich im Spätsommer noch Optionen auftun. Bereit sein heisst, bis dann nicht das ganze Budget aufgebraucht zu haben.
Immerhin: Die bislang so erfolgreiche Saison 2024/25 veranlasste die Klubführung dazu, das Mannschaftsbudget zu erhöhen. Bescheiden. Man munkelt zwischen 100’000 und 200’000 Franken. «Die Erhöhung hat vor allem geholfen, Ian Derungs längerfristig unter Vertrag zu nehmen», sagt Brändli.
Um Derungs entsteht die Zukunft des HCT
Derungs, der diese Saison vom EHC Biel ausgeliehen ist und nun beim HC Thurgau einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat, wird von den Ostschweizern als sogenannter «Franchise-Spieler» betrachtet. Einer, der sowohl sportlich wie menschlich bestens in die Mannschaft passt. Er war ein sprichwörtlicher Pflock in der Kaderplanung, den Sportchef Brändli schon früh eingeschlagen hat. Um Derungs herum soll der künftige Kern des Kaders gebaut werden. Als solchen Spielertypen sieht Brändli etwa auch Verteidiger Alessandro Villa. Dessen Vertrag läuft im nächsten Jahr aus.
Viele solcher «Franchise-Spieler» wird sich der HCT aber auch in Zukunft nicht leisten können. «Trotz unserer guten Saison sind wir nicht der Klub, der auf dem Transfermarkt viel Geld ausgeben kann», sagt der Sportchef. Das Gros des Teams werden weiterhin die jungen Talente ausmachen, die im Thurgau ihre Entwicklungschance sehen.
Was die Jungen betrifft, soll die lose Zusammenarbeit mit den National-League-Klubs Fribourg und Kloten fortgeführt werden. Ein Beispiel dafür sind die zukünftigen Kloten-Goalies Davide Fadani (23) und Ewan Huet (19), die beim HCT neben dem Bisherigen Mathieu Croce (21) Erfahrung sammeln sollen. Grundsätzlich hat Thurgaus Sportchef jedoch vor, sein fixes Kader zu verbreitern und die Anzahl Leihspieler dadurch zu verringern. «Das hat den Vorteil, dass wir mehr Spieler selber ausbilden können.» Sicher kein Nachteil mit Anders Olsson als Trainer. Wobei Thurgau ohne seine Leihspieler längst nicht so schlagkräftig wäre diese Saison.
Thurgau möchte seine beiden Ausländer behalten
Ein weiterer Schwerpunkt in Patrick Brändlis Wirken ist die Kontinuität. Thurgaus Sportchef hat es in Absprache mit den Coaches zur Priorität erklärt, bestehende Schlüsselspieler an den Klub zu binden. Mit dem 32-jährigen Verteidiger Kevin Kühni und dem 21-jährigen Stürmer Kai Münger (beide verlängert bis 2027) ist dies bereits gelungen. Zwar musste der HC Thurgau auch die Abgänge von Stürmer Devin Stehli und Verteidiger Gian Janett zum Ligakonkurrenten Olten zur Kenntnis nehmen. Doch sind es bisher die einzigen. Das dürfen die Fans durchaus als positives Zeichen werten.
Denn der HCT befindet sich zur Zeit in einem Seilziehen um gleich mehrere Spieler, wie Patrick Brändli sagt. Auch um die beiden Ausländer David Lindquist und Daniel Ljunggren. «Wir sind sehr positiv gestimmt ihnen gegenüber und wollen sie behalten.» Den schwedischen Stürmern liegt eine Offerte von Thurgau inklusive Bedenkfrist vor. Keine Frage, dass die zwei in ihrer aktuellen Form den Markt sondieren wollen. Trotzdem ist der HCT-Sportchef zuversichtlich, dass es nächstens zu einer Einigung kommen wird. «Ich hoffe, sie sind unser nächstes Puzzleteil in der Kaderplanung für die kommende Saison», so Brändli. Und wenn nicht? «Der Ausländermarkt ist gross genug. Das würde mich nicht beunruhigen.»
So stehen die Chancen bei Hächler, Stoffel und Co.
Entscheidender dürfte das Seilziehen um die Schweizer Teamstützen sein. Diesbezüglich will sich Thurgaus Sportchef Brändli nicht aus dem Fenster lehnen. Deshalb hier eine Einschätzung der Redaktion, wie gross die Chancen des HCT auf eine Vertragsverlängerung sind.
Cédric Hächler (99,9%): Der Verteidiger soll angeblich bereits in Besitz eines Vertrags für die Saison 2025/26 sein. Der Zuzug vom EHC Olten hat sich bestens ins Kollektiv von Trainer Olsson integriert. Seine Erfahrung ist für Thurgau wertvoll.
Dominik Binias (5%): Der Vertrag des Stürmers bei Fribourg-Gottéron läuft Ende Saison aus. Binias ist auf dem Markt und dort ein sehr begehrter Spieler. Das schraubt seinen Preis wohl in Höhen, die der HCT nicht erreichen kann.
Yves Stoffel (50%): Der Bündner Stürmer entwickelt sich bei Thurgau immer mehr zum Publikumsliebling, ist für die Mannschaft ungemein wichtig. Allerdings hört man auch, dass sich der EHC Chur stark um seinen «verlorenen Sohn» bemüht.
Lionel Marchand (66%): Der Stürmer wurde beim HCT aus einer Notlage heraus umfunktioniert, ist nun bei Bedarf auch Verteidiger, der Tore schiesst. Zuletzt spielte er gross auf.
Und dann lauert da noch eine weitere Herausforderung auf den HC Thurgau. Dem Vernehmen nach sollen in diesen Tagen die Sportchefs der National League beim HCT Schlange stehen, um dessen Spieler nach Thurgaus Saisonende mit B-Lizenz vorübergehend unter Vertrag zu nehmen. Eigentlich ein grosses Lob für die Thurgauer und eine willkommene, zusätzliche Einnahmequelle. Aber eben auch eine potenzielle Gefahr, die Spieler zum Absprung verleiten könnte.
Winterthurs Lekic unter Vertrag
TRANSFERS Hat er? Hat er nicht? Vom HC Thurgau ist noch nichts zu hören betreffend Zuzügen für die Saison 2025/26. Sportchef Patrick Brändli sagt lediglich: «Wir sind nicht unzufrieden, wo wir in der Planung stehen.» Sicher ist: Der HC Thurgau ist unter Headcoach Anders Olsson diese Saison zu einer noch interessanteren Adresse für junge Talente geworden. Auch, weil sich Sportchef Brändli nicht scheut, HCT-Spieler trotz klubinternen Widerstands an National-League-Partner vorübergehend auszuleihen. Brändli ist überzeugt, dass diese Signale an die Spieler und die Spieleragenten dem HC Thurgau auf längere Sicht weit mehr bringen, als die Tatsache, ob der Spieler zwei Qualipartien mehr oder weniger bestreitet für die Leuen. «Denn sie sehen, dass die Spieler bei uns ihre Chance tatsächlich auch erhalten.»
Vor diesem Hintergrund dürften die Verpflichtungen von Winterthurs Stürmer und bestem Schweizer Skorer Robin Lekic (22), Zugs aktuellem U20-Topskorer Kevin Haas (1
sowie Verteidiger Fabio Murer (21) von den GCK Lions für die nächste Saison mehr als ein Gerücht sein. Ob Murer auch der Quasi-Ersatz für Gian Janett ist, den Thurgau gemäss Sportchef Brändli bereits unter Vertrag genommen haben soll? Auf jeden Fall ist die Kaderplanung der Ostschweizer für die kommende Swiss-League-Saison in vollem Gang. (mat)