Die Pikes wollen Vollgas geben Im EZO in Romanshorn steht für die Eishockeyaner eine super Infrastruktur zur Verfügung. Jetzt wollen die hier beheimateten Pikes Oberthurgau Vollgas geben und in die 1. Liga aufsteigen. romanshorn – Mit der Gründung des HC Thurgau im Jahre 1989 wurde die Basis gelegt, das Eishockey im Kanton ganz gezielt zu bündeln. Das funktionierte relativ rasch recht gut und das Team startete zwischenzeitlich in der meist sehr gut mit Zuschauern gefüllten Weinfelder Güttingersreuti zu wahren Höhenflügen. Unter Trainer Mike McParland sogar bis auf Platz eins in der Qualifikation. Auf Höhen folgten aber auch Tiefen, und dann unter Felix Burgener sogar der Umzug des HCT nach Kreuzlingen. Das entzweite die Fans. Und die nach wie vor nur bedingt vorhandenen kantonalen Ressourcen «verflatterten» wieder. Vor Monaten hat der SC Weinfelden angekündigt, dass er mit aller Macht in die NLB aufsteigen will. Da wollte in Romanshorn Richard Stäheli als Delegierter des Verwaltungsrates der Hockey Thurgau AG in Uttwil nicht hinten anstehen und rüstete die Pikes Oberthurgau dementsprechend auf. Er durfte vor einer illustren Gästeschar anlässlich des Testspiels HC Davos gegen Metallurg verkünden: «Wir geben jetzt Vollgas und wollen mit unserer ersten Mannschaft die Promotion in die 1. Liga schaffen.» Ein solches «Ultimatum» kann den bestbekannten Trainer Harijs Witolinsch eigentlich nicht gross erschüttern. Der 110-fache lettische Internationale und ehemalige Top-Torschütze des HC Thurgau strahlt: «Auf dem Papier habe ich zweifellos eine sehr gute Equipe. Jetzt wird sich dann in den nächsten Wochen zeigen, wie das auch auf dem Eis funktioniert.» Ultimativer Treff Das Eissportzentrum Oberthurgau (EZO) soll zu einem ultimativen Treff am Bodensee werden. Logischerweise soll deshalb auch hochstehenderes Eishockey als bisher geboten werden. Dafür sorgen sollen die vom EHC Uttwil unbenannten Pikes EHC Oberthurgau mit dem Sprung von der 2. in die 1. Liga. Stäheli streicht heraus, warum: «Die von uns bisher betriebene Ausbildung der Talente lohnt sich nur für ein 1.-Liga-Team. Salopp gesagt, Spieler aus dieser Klasse sind zehnmal mehr wert. Wir haben bisher schon einen unheimlich grossen Aufwand geleistet und mussten dann die Nachwuchsleute logischerweise in grössere Vereine ziehen lassen. Ich hoffe, mit unseren Massnahmen können wir einen vorzeitigen Abgang etwas eindämmen. Spielen die Pikes nämlich gut, können wir den Bekanntheitsgrad unserer Region erhöhen. Und möglicherweise das eine oder andere Event im Winter in den Oberthurgau holen.» Budget von 1,2 Millionen In einem der Papiere heisst es über die Zielsetzungen der Pikes in den nächsten drei Jahren folgendes: polysportive Nachwuchs-Förderung und gezieltes Leistungs-Training; Einbindung in eine Mannschaft; Förderung von Teamgeist; Erziehung zu Leistungen, körpergerechte Bewegung für die Jüngsten; Talent ist wichtig – Leistung (Arbeit) ist wichtiger. Im EZO (neu mit attraktivem Kraftraum) werden seit Jahren unter dem vollamtlichen Trainer Christian Rüegg (führte schon den HCT in der NLB) qualifizierte Lektionen angeboten. Insgesamt werden von den Pikes 12 Voll- beziehungsweise Teilzeit-Trainer beschäftigt (Kostenpunkt 600 000 Franken). Dazu kommt die Eismiete von 250 000 Franken und anderes mehr. Daraus ergibt sich ein Budget von 1,2 Millionen Franken. Schon mehrere Burschen, welche die «Romanshorner Schule» durchlaufen haben, spielen heute bei Nationalliga-Vereinen. In der letzten Saison gelang es den Elite-Novizen (zahlen einen happigen Jahresbeitrag von 1200 Franken), mehrere etablierte Clubs zu ärgern. Ganz speziell den EV Zug. Nach je einem 4. Platz in der Schweizer Meisterschaft heisst heuer wegen diversen altersbedingten Abgängen das primäre Ziel: Liga-Erhalt. Nächste Saison will man wieder auf Platz 4 und ein Jahr später ist nicht unbescheiden der Schweizer Meistertitel aufgelistet. Breitensport nicht vergessen Etwas bescheidener gibt man sich vorerst bei den Mini-Top (1993/94). Hier gilt es mit Gegnern wie Davos, Dübendorf, GCK Lions, Kloten Flyers, Rapperswil-Jona-Lakers, Winterthur und den ZSC Lions ganz einfach den Klassen-Erhalt zu schaffen. Allein schon das wäre keine schlechte Leistung. Damit diese hochgesteckten Ziele im Verein auch erreicht werden können, ist für Richard Stäheli unabdingbar: «Wir brauchen die Akzeptanz der öffentlichen Hand und eine entsprechende Unterstützung. Und natürlich auch sportfreundliche Unternehmungen.» Ganz vergessen will man aber den Breitensport nicht, Freude und Spass sollen im EZO nach wie vor Platz haben. Stäheli hätte wohl noch viel zu erzählen gewusst, doch mittlerweile lief das zweite Drittel (das 0:1 für die Russen war ebenfalls schon gefallen), weshalb die «Übung» eher abrupt beendet wurde. RUEDI STETTLER