NLB-Eishockey Der HC Thurgau, Oltens Playout-Gegner, wird von Multimillionär Felix Burgener beherrscht
Vor etwas mehr als 17 Monaten übernahm Felix Burgener, seines Zeichens Präsident, Sportchef und Hauptsponsor trotz fehlendem Trainerschein das Coaching und das Training bei seinem HC Thurgau. Sein Ziel: der Aufstieg in die NLA. Jetzt kämpft er gegen den EHC Olten und den Abstieg aus der Nationalliga B.
Felix Burgener, wie beurteilen Sie als Trainer die Chancen gegen den EHC Olten in den Playouts?
Felix Burgener: Obwohl Olten in der Qualifikation besser war als wir, stehen die Chancen 50:50.
In Chur mussten die Spieler nach der Niederlage in den Playouts einige Kilometer zu Fuss durch den Schnee nach Hause marschieren. Was folgt bei einer Niederlage gegen Olten?
Burgener: Das weiss ich noch nicht. Doch dieser Spaziergang im Churer Schnee hat allen gut getan. Sportler brauchen Bewegung und müssen ab und zu den Kopf lüften können.
Steht schon fest, wie die Bestrafung aussieht, wenn Thurgau absteigt?
Burgener: Nein. Jeder Spieler bestraft sich selbst genug, wenn er absteigen muss. Ein Abstieg ist die Höchststrafe für einen Sportler.
Wie bestraft sich Trainer Felix Burgener nach einem misslungenen Spiel?
Burgener (lacht): Dann isst er zwei Tage lang nur Cervelats statt Filets. Das ist eine Strafe, denn das Leben ist zu kurz, um etwas «Schlechtes» zu essen.
Und wie lautet die Strafe für den Trainer bei einem Abstieg?
Burgener: Dann werde ich alles unternehmen, dass wir möglichst schnell wieder aufsteigen. Wenn wir diese Serie verlieren, haben wir es aber nicht verdient, in der NLB zu bleiben. Doch noch haben wir die Chance auf den Ligaerhalt.
Welche Bilanz ziehen Sie persönlich von Ihrer Arbeit?
Burgener: Ich habe in den letzten sechs Jahren viel unternommen, dass es den HC Thurgau überhaupt noch gibt. Diese Saison ist aber zugegeben ein «Tolggen im Reinheft. Den muss ich nun ausmerzen.
Haben Sie auch schon an den Rücktritt gedacht?
Burgener: Ein Rücktritt ist nicht planbar. Wenn es mich hier nicht mehr braucht, bin ich der Erste, der geht.
In welcher Funktion?
Burgener: In der Funktion als Felix Burgener. Dieses Amt birgt viel Arbeit in sich, aber keinen Verdienst. Kluge Unternehmer entledigen sich solcher Aufgaben...
Was werden Sie ändern, wenn Sie den Ligaerhalt schaffen?
Burgener: Das Team wird so oder so eine andere Handschrift haben, das garantiere ich. Ideen sind vorhanden, aber ob die auch Erfolg bringen, weiss ich erst, wenn ich sie umgesetzt habe.
Was hätten Sie als Sportchef in dieser Saison anders machen müssen?
Burgener: Ich hätte früher etwas gegen die Unkonstanz, die schon in der letzten Saison eines unserer grossen Probleme war, unternehmen müssen.
Für Sie als Finanzchef: Welche Auswirkungen hat der negative Verlauf der Saison?
Burgener: Finanziell wird sicher ein Minus entstehen. Aber wir haben die Zusage von unserem Hauptsponsor, dass er dafür aufkommt.
Dann beheben Sie als Hauptsponsor Burgener die Fehler, die Trainer Burgener gemacht hat?
Burgener (lacht): Ich stehe für das gerade, was ich angerichtet habe, egal in welcher Funktion. Im Gegenteil zu anderen Vereinen kann ich unsere Lieferanten aber noch auszahlen, und zwar regelmässig...
Wie sind Sie als Präsident des Vereins mit dem Trainer Burgener zufrieden?
Burgener: Sehr gut, er macht mir keine Probleme, und wir harmonieren ausgezeichnet. Zugegeben, ich habe resultatmässig schon etwas mehr erwartet. Die Journalisten haben uns vor Saisonbeginn unrealistischerweise unter die besten vier geschrieben. Eine Playoff-Teilnahme habe ich aber schon erwartet.
Wann machen Sie als Hauptsponsor Druck auf den Präsidenten und den Trainer?
Burgener: Wir lassen da die Finger vom Spiel, denn das Unternehmen Burgener hat gewusst, auf was es sich einlässt. Die Strategie ist aber, dass wir weiterhin durch dick und dünn gehen mit dem HC Thurgau, vor allem dann, wenn er uns braucht.
Was geht in Ihnen als Hockeyfan durch den Kopf, wenn Sie den HC Thurgau im Kampf um den Abstieg sehen?
Burgener: Sie werden es nicht glauben, aber ich freue mich, dass wir in einem solchen Final stehen. In den letzten Jahren erreichten wir regelmässig die Playoffs und schieden bereits in der ersten Runde aus. Jetzt müssen wir bis zur letzten Sekunde der Saison kämpfen, und ich glaube, dass uns das stark macht und wir aus dieser Situation mehr lernen können, als wenn wir jetzt noch die Playoffs erreicht hätten.
Ihr Ziel war es, in drei Saisons mit dem HC Thurgau in die Nationalliga A aufzusteigen. Wie gross erachten Sie die Chance heute, dass Sie Ihr Ziel noch erreichen?
Burgener: Drei Jahre waren etwas vermessen. Mein Ziel bleibt es aber, in den nächsten Jahren mit einem Team aus dem Thurgau die höchste Liga zu erreichen.
Mit Ihnen als Trainer?
Burgener: Ja natürlich, das ist keine Frage!
Wie lange wollen Sie noch Trainer bleiben?
Burgener (wie aus der Pistole geschossen): Mein Leben lang. Ich habe immer noch Freude an diesem Job.