Sehr gerne serviere ich euch aus der meiner Meinung nach besten "Journalistenbude" (NZZ-Verlag) einen gelungenen Versuch die NLB finanziell und sportlich zu positionieren. Für die Belesenen unter euch ist fast nichts neu, aber es dient als gute Zusammenfassung. Der Autor hat mit Felix nichts zu tun.
Um wirtschaftlich zu bestehen, müssen die Vereine in der Nationalliga B hart arbeiten.
Von Samuel Burgener
Vor fünf Jahren verdiente ein guter Schweizer Spieler in der NLB 40’000 Franken jährlich. Heute lassen sich die B-Klubs ihre liebsten Einheimischen 80’000 bis 120’000 Franken kosten. Vor fünf Jahren verdiente ein guter ausländischer Spieler in der NLB rund 60’000 Franken jährlich. Heute lassen sich die B-Klubs ihre Ausländer bis zu 150’000 Franken kosten. Dazu kommen Aufwände für Auto, Krankenkasse, Wohnung, Steuern, Flüge. Ein Ausländer belastet das Klubbudget mit fast 300’000 Franken.
Die NLB hat sich gewandelt. Weil der ambitionierte Lausanne HC seit Jahren den Aufstieg in die NLA verpasst, muss sich die Konkurrenz im Lohnniveau anpassen, um die Spieler zu halten. Klubs wie Langenthal, Visp und La Chaux-de-Fonds erhöhen ihre Budgets jährlich, seit 2008 beträgt die Zunahme 40 Prozent. Mittlerweile sind die Klubs bei Budgets von bis zu 3,5 Millionen Franken angelangt. Die neuen Mittel fliessen fast nur zu den Spielern. Pius-David Kuonen, einst Sportchef in Visp und mittlerweile im Verband tätig, sagt: «Viele Klubs bewegen sich am Limit.» Luft nach oben hat nur Lausanne, der Verein wirtschaftet derzeit mit rund 6 Millionen Franken.
Die meisten B-Klubs sind im Beschaffen finanzieller Mittel eingeschränkt. Sie dürfen die Stadien, die mehrheitlich den Gemeinden oder Städten gehören, kostenlos benutzen, aber viel Geld lässt sich mit den oft maroden Hallen nicht verdienen. Gerold Cina, der Sportchef in Siders, geht davon aus, dass sein Klub in einem modernen Stadion durch Catering und Eintritte pro Match bis zu 30’000 Franken mehr einnehmen könnte. «Aber wie wollen wir Frauen und Kinder ins Stadion locken, wenn es kaum Toiletten und kein Restaurant gibt?» Peter Rötheli, der Geschäftsführer des EHC Olten, kennt das Problem und sagt: «Die NLB kann sich nur entwickeln, wenn sich die Infrastruktur der Klubs verbessert.» Die Problematik, die die NLA seit Jahren beschäftigt, erreicht damit die zweithöchste Spielklasse. In Olten wird das 40 Jahre alte Stadion Kleinholz bald für 14,5 Millionen Franken renoviert. In Visp gibt es Pläne für einen Neubau der Litterna-Halle – das würde 30 Millionen Franken kosten. In Pruntrut wollen die Gemeinde und der HC Ajoie ebenfalls vorwärtsmachen.
Um trotz Stadion-Nachteil über wirtschaftliche Solidität zu verfügen, müssen die Chefs der Klubs hart arbeiten. Die Sponsorensuche ist vorab in Randregionen ein Kraftakt. Der Siders-Sportchef Cina sagt, grössere Sponsoren seien kaum zu finden. Umso mehr sei die Arbeit der vielen Helfer in den Klubs gefragt, die jede Boulangerie angingen, um an Geld zu kommen, oft ehrenamtlich. Auch Rötheli, der Geschäftsführer in Olten, lobt die Arbeit der Mitarbeiter und Helfer, die «im Hintergrund grossen Einsatz zeigen». Einen Sportchef – er ist kaum unter 100’000 Franken Jahresgehalt zu haben – können sich nur Topklubs leisten.
Trotzdem geht es den meisten Vereinen in der NLB finanziell besser als vor Jahren. Das hat damit zu tun, dass sie ihre Zuschauerzahlen halten oder verbessern konnten. Machen in der NLA die Zuschauer nur etwa 25 Prozent der Einnahmen der Klubs aus, sind es in der NLB 30 bis 50 Prozent. Wenig überraschend, dass sich in der NLB viele Klubs aufhalten, die eine NLA-Vergangenheit und eine ausgeprägte Fan-Kultur haben. Teams wie Martinach, Chur, Neuenburg und Morges hingegen mussten in den letzten Jahren allesamt Konkurs anmelden, weil es zwar Sponsoren gab, aber kaum Zuschauer.
An der sportlichen Qualität des Leistungsniveaus scheiden sich seit je die Geister. Viele Experten sehen die NLB nahe an der NLA. Doch in der Liga-Qualifikation im Frühjahr scheiterten die euphorisierten Visper am kränkelnden HC Ambri-Piotta. Als sich vor gut einer Woche die besten Spieler von Visp und Siders zum HC Wallis formierten, um Davos in einem Gala-Spiel Paroli zu bieten, gab es eine 0:8-Niederlage. Sportlich hinkt die NLB der grossen Schwester wohl stärker hinterher, als viele annehmen. Alarmierend ist das nicht, im Grunde will und kann nur Lausanne wirklich aufsteigen.
Die NLB bleibt ein «funktionierendes Nischenprodukt und eine der besten B-Ligen Europas», wie Kuonen sagt. Sie füttert Provinzen mit vielen Derbys, und sie bildet junge Spieler aus, die ins Oberhaus wollen.